NPZ-Leguminosen-Feldtag – ein voller Erfolg

Einblicke in die Ackerbohnen- und Erbsenzüchtung, aktuelle und zukünftige Sorten der NPZ, die Claydon-Aussaattechnik, Erfahrungen zu unterschiedlichen Aussaatverfahren aus der Praxis, aber auch der Einsatz und Vorteile von Ackerbohnen in der Schweinefütterung waren Themen des 5. Leguminosenfeldtages der NPZ in Hohenlieth, zu dem ca. 60 Interessierte gekommen waren.

Böden, Vorteile und Anbaufläche
Andreas Baer, Abteilungsleiter Fachberatung und Marketing, begrüßte ca. 60 Interessierte bei sonnigem Wetter im Leguminosenzuchtgarten in Hohenlieth. Er stellte Forschungsergebnisse von Prof. Baum, Uni Rostock, zur Phosphatmobilisierung durch Leguminosen vor und wies auf Möglichkeiten hin, „Leguminosen-müde“ Böden durch Impfungen oder besondere Komposte zu vitalisieren.

Der Produktmanager für Leguminosen, Nils Christiansen zeigte anhand von Bildern den auffallenden Effekt von Leguminosen auf die nachfolgende Kulturart. Die Luftaufnahmen zeigten eine deutlich dunklere Grünfärbung des Wintergetreides bzw. Ackergrases, wo im Vorjahr die Ackerbohnenversuche gestanden hatten.

Aber nicht nur der Vorfruchtwert der Leguminosen, auch die zunehmende Nachfrage für die Humanernährung wirke positiv auf den Leguminosenanbau, so Christiansen. Nach vorläufigen Zahlen des statistischen Bundesamtes ist die Anbaufläche von Erbsen zur Körnergewinnung im Jahr 2023 auf 119 600 ha (Vorjahr 106 900 ha) gestiegen. Die Anbaufläche von Ackerbohnen ist vermutlich aufgrund der nassen Witterung zur Aussaat sowie der Trockenheit und hohen Temperaturen in 2022 auf 61 600 ha (Vorjahr 71 100 ha) gesunken.

Zuchtziel niedriger Vicin-/Convicingehalt
Die Zuchtziele der NPZ sind bei Ackerbohnen: Ertrag- und Proteinsteigerung, Verbesserung agronomischer Eigenschaften sowie ein niedriger Vicin-/Convicingehalt. Dies ist die neue Standardqualität bei NPZ, die inzwischen 99% des neuen Zuchtmaterials aufweisen. Sowohl in der Legehennen- als auch in der Schweinefütterung ist ein niedriger Vicin-/Convicingehalt wichtig, da es bei einem zu hohen Konsum dieser Glucoside zu Leistungs- oder Qualitätsabfällen in der Produktion kommen kann.

Tannine spielen in der Züchtung keine vorrangige Rolle, da diese durch Schälen der Ackerbohnen reduziert werden können.

Mit Blick auf die Zelte auf dem Feld erklärte der Produktmanager: „Ein Zelt ist allein für neue Kreuzungen angelegt. Mit viel Glück stehen einige der Neukreuzungen in zehn Jahren hier in der Sorten-Demo.“ In den anderen Zelten werden die frühen Nachkommenschaften von Hand gesät und „hochvermehrt“.

In der Sortendemo stellte Nils Christiansen die Neuzulassungen GENIUS, FUTURA und IRON sowie bewährte Sorten wie TIFFANY, TRUMPET und MACHO vor.

Der Schwerpunkt der Erbsenzüchtung liegt bei der NPZ bei gelbsamigen Körnererbsen. Grünsamige Körnererbsen werden in Großbritannien in der Humanernährung z.B. als Erbsenpüree (Mushy peas) angeboten.

Einblicke in die Erbsenzüchtung
In der Erbsenzüchtung ist es eine Herausforderung, Ertrag und Protein gleichzeitig in neuen Sorten zu etablieren. Mit der Sorte ORCHESTRA wurde ein Kornertrag auf dem Niveau von ASTRONAUTE mit einem erhöhten Proteingehalt kombiniert, während die neu verfügbare Sorte SYMBIOS mit einem stark gesteigertem Kornertrag überzeugt. Neben ASTRONAUTE, ORCHESTRA und SYMBIOS wird in diesem Jahr erstmalig auch die Neuzulassung ICONIC in den deutschen LSV geprüft.

Ein weiterer Schwerpunkt der Ausführungen von Nils Christiansen lag bei den Anbauversuchen zu Leguminosen. Hierbei ging es insbesondere um Aussaattermine, -stärke, -tiefe und Reihenweiten. Intensiv wurde hierzu aber auch zum Thema optimaler Druschtermin, Anbau von Winterleguminosen, Schädlingen oder aber Ackerfuchsschwanzproblemen diskutiert.

Interessierte Gäste des Leguminosenfeldtages 2023

Besondere Drilltechnik von Claydon
Direkt vor der Claydon-Drille erklärten Christian Grube, Grube Land- und Gartentechnik GmbH, und Sebastian Ständer, Claydon Deutschland, die Direktsaat mit der Claydon-Technik. Die in Großbritannien entwickelte Technik wurde ursprünglich für die Rapsaussaat entwickelt, ist grundsätzlich aber für alle Kulturarten geeignet. Das System lockert die Saatreihe und sät in einem Arbeitsgang, wobei keine direkte Rückverfestigung erfolgt. Damit haben alle Pflanzen die gleichen Ausgangsbedingungen. Ernterückstände verbleiben an der Oberfläche und werden nicht in den Saathorizont eingemischt. Eine Düngung „Unterflur“ ist möglich. Durch dieses System wird die Bodenstruktur erhalten, der Keimling wird so abgelegt, dass er Anschluss an die Kapillare hat. Ein Walzgang kann mit nötigem Abstand erfolgen.

Jesko Ulrichs, Landwirt auf einem 200 ha Betrieb und erfahren mit unterschiedlichen Saatverfahren, berichtete im Anschluss über seine Erkenntnisse zur Ackerbohnen-Aussaat mit der Claydon-Technik und anderer Technik. „Mit der Claydon kann ich losfahren, wenn andere beginnen den Boden aufzuziehen.“, war sein Fazit zur vorgestellten Technik. Grundsätzlich würde er aufgrund seiner Fruchtfolge mit Weidelgras-Vermehrungen nicht auf den Pflug verzichten. Seit 60 Jahren wendet der Betrieb das gleiche Bodenbearbeitungs-System an: Pflügen ohne Packer, Güttler-Walze, Kreiselegge und eine 5-gliedrige Fruchtfolge mit sehr stabilen und hohen Erträgen.

Ackerbohnen in der Fütterung
Wie Ackerbohnen erfolgreich in der Schweinefütterung eingesetzt werden können, erklärte Frank Schlätel von Vilofoss. Er berichtete vom Ziel eines Lebensmittelgroßhändlers, Fleisch aus komplett gentechnikfreier Fütterung anzubieten, weiterhin sei der CO2-Abdruck ein vieldiskutiertes Thema. Beide Ziele könnten nur mit Rapsschrot, Erbsen und Ackerbohnen aus heimischer Produktion in der Futterration erreicht werden. Versuche zeigen, dass Tannin keine Nachteile in der Fütterung bedeuten, bei Geschmacksproblemen bieten Aromastoffe Abhilfe. In der Regel würden Ackerbohnen aus eigenem Anbau in der Ration verfüttert; sind die Preise am Markt für Bohnen allerdings sehr hoch, rät Schlätel zum Verkauf. Letztendlich sei immer der Preis fürs Futter entscheidend.

Abschließend stellte sich Magdalena Rangs, Regionalmanagerin Schleswig-Holstein LeguNet, vor. Sie betreut drei Demo-Betriebe. Sie rief dazu auf, Fragestellungen bezüglich des Leguminosenanbaus an sie heranzutragen.

Insgesamt war es eine gelungene Veranstaltung und ein sehr intensiver Erfahrungsaustausch zwischen allen Beteiligten.